Liebe SCENARIO Leserinnen und Leser,
Mit der zwanzigsten Ausgabe blicken wir nun auf ein ganzes Jahrzehnt zurück, in dem wir den Weg zu einer performativen Lehr- und Lernkultur vorgepfadet haben. Den zehnten Geburtstag von SCENARIO feiern wir auf unserer zweiten internationalen SCENARIO Forum-Konferenz Performative Räume in der Sprach-, Literatur- und Kulturvermittlung am University College Cork in Irland (25. -28. Mai 2017).
In unserer Rubrik Texte ums Theater stellen wir zunächst einen Auszug aus Lili Grüns autobiografischem Roman Zum Theater vor. Der lang ersehnte Traum einer jungen Frau von einer Karriere als Schauspielerin scheint wahr zu werden, als sie kurz vor ihrem Debut auf einer Provinzbühne steht. Der Auszug von dem 1935 zuerst erschienenen Roman portraitiert die ersten Schritte dieser jungen Frau auf den Brettern, die für sie die Welt bedeuten.
Diese Ausgabe enthält vier Hauptartikel:
Richard Bale (Brunel University, London, England) setzt sich mit dem Aspekt der Dolmetscherausbildung auseinander. In seinem Artikel Online to On Stage: Towards a performative approach to interpreter education stellt er die Notwendigkeit heraus, Dolmetschende als Sprachverwender und Sprachperformer zu verstehen.
Alba Bordetas (University of Toulouse – Jean Jaurès, Frankreich) diskutiert das Hör-/Sehverstehen aus der Perspektive der Semiotik des Theaters. In ihrem Beitrag Developing aural-visual comprehension in a foreign language by filmed theatre beschreibt sie, wie gefilmtes Theater sich als innovatives und motivierendes Lernmedium für Spanisch als Fremdsprache herausgestellt hat.
Die folgenden zwei Artikel beziehen sich auf den Unterricht Englisch als Fremdsprache in Japan.
Matthew Michaud (University of British Columbia, Vancouver, Kanada) & Todd Hooper (Setsunan University, Osaka, Japan) stellen ein Englisch als Fremdsprache-Projekt vor, in dessen Rahmen Studierende an einer japanischen Universität selbst Drehbücher verfassten. In ihrem Beitrag Cultivating student understanding of context through drama and scriptwriting wird der positive Einfluss solcher Aktivitäten auf das kontextuelle Verstehen englischer Konversation bei japanischen Studierenden betont.
Mit Enhancing EFL learning in college through performance festivals – a holistic approach beziehen sich Yasuko Shiozawa (Bunkyo University, Japan) & Miho Moody (Nagoya University, Japan) auf eine zwanzigjährige Tradition von performativen Festivals und stellen dar, wie japanische Lernende von Englisch als Fremdsprache von diesen Festivals durch ihre aktive Mitwirkung profitieren.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Spiel & Theater e.V. hat es sich zur Aufgabe gesetzt, ein internationales Glossar zentraler Begriffe für Performative Künste und Pädagogik zu entwickeln und hat Fachleute außerhalb Deutschlands dazu eingeladen, an diesem Projekt mitzuwirken. Mit den sprachlich-interkulturellen Herausforderungen eines solchen Projekts setzten sich Expertinnen und Experten aus englischsprachigen Ländern (Großbritannien, Irland, Kanada) während des 4. SCENARIO FORUM SYMPOSIUMS am University College Cork auseinander. Die Transkription dieser Gruppendiskussion vom 13. November 2016 präsentieren wir in dieser Ausgabe.
Unsere Rubrik Stimmen von Studierenden enthält einen Beitrag, der aus einem persönlichen Lerntagebucheintrag im Rahmen eines Methodologieseminars Deutsch als Fremdsprache (WS 2016) hervorgegangen ist. In Creating more dangerous safe-spaces: A performative remedy for classroom solipsists? legt Ben Swakopf (Department of Germanic Studies, Indiana University Bloomington, USA) dar, dass dramapädagogisch gestalteter Unterricht Lernende dazu bringt, unter dem Schutz von Fantasierollen aus sich herauszugehen, und argumentiert, dass Formen performativer Pädagogik eine sicherere – und dynamischere – Klassenatmosphäre schaffen können.
Unsere neue Rubrik Länderbericht ist mit der SCENARIO Correspondents Initiative verlinkt. Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Ländern fungieren als “SCENARIO Korrespondenten” und erstatten Bericht über den Stand performativer Künste sowie über historische und gegenwärtige Entwicklungen im Bereich performativer Pädagogik in ihrem Land. In dieser Ausgabe berichtet Dagmar Höfferer (Bundesarbeitsgemeinschaft Theater in der Schule/IDEA Austria, Wien) über ÖSTERREICH und Amir Hossein Esmkhani (Iranzamin Language School, Zanjan, Iran) über IRAN.
Die Ausgabe enthält weiterhin drei Buchrezensionen: Sandrine Eschenauer (Université Paris-Est, Frankreich) bespricht Micha Fleiners Performative Künste im Hochschulstudium (2016), Nina Hasenzagl (Pädagogische Hochschule Wien/Krems) schreibt über Alan Ayckbourns Theaterhandwerk. 101 selbstverständliche Regeln für das Schreiben und Inszenieren (2013), und Anne Steiner (Pädagogische Hochschule Freiburg, Deutschland) rezensiert Claudia Agnes Müllers Forschendes Theater. Chancen und Potential im Kontext von Spracherwerb, transkultureller Landeskunde und studentischer Performance (2015).
Den Abschluss bildet der Konferenzbericht zu den Dramapädagogik-Tagen an der Hochschule Reutlingen 2016 von Stefanie Giebert (Hochschule Reutlingen) & Eva Göksel (Pädagogische Hochschule Zug, Schweiz).
Für das Jahr 2017 wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern Gesundheit, Zufriedenheit und viel kreative Schaffenskraft!
Das Herausgabeteam
Manfred Schewe & Susanne Even
Cork und Bloomington – Januar 2017