Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, dass SCENARIO Ihnen mit dieser vierten Ausgabe Beiträge aus deutscher, luxemburgischer und US-amerikanischer Perspektive zur Lektüre empfehlen kann, in denen unterschiedliche pädagogische Kontexte beleuchtet werden (Grundschule, Realschule, Berufsschule, Hochschule).
Die Ausgabe beginnt mit der Rubrik Texte ums Theater. Darin wird ein Auszug aus Frank McCourts Memoirenband Teacher Man vorgestellt, in dem der Autor auf sehr unterhaltsame Weise seine erste Begegnung mit Shakespeares Werken schildert.
Diesem Einstieg folgen drei überblicksartige Darstellungen.
Benedikt Kessler (Karl-Rehbein-Schule Hanau, Hessen) und Almut Küppers (Universität Frankfurt) zeigen in ihrem Beitrag A Shared Mission: Dramapädagogik, interkulturelle Kompetenz und holistisches Fremdsprachenlernen auf, inwiefern der Aspekt des interkulturellen Lernens seit über 20 Jahren zwar zunehmend eine wichtige Rolle in der Theorie und Praxis des Fremdsprachenunterrichts gespielt hat, aber es bislang kaum überzeugende Konzepte für die „Entwicklung der interkulturellen Handlungskompetenzen“ gibt. Das von dem Autoren-Team vertretene Konzept einer „Interkulturellen Dramapädagogik“ soll hier ansetzen und der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit des interkulturellen Fremdsprachenunterrichts entgegen wirken.
Bettina Matthias (Middlebury College, Vermont) hat für den Zeitraum 1992 – 2006 eine breit angelegte Umfrage durchgeführt, in der ermittelt wurde, welchen intra- bzw. extracurricularen Stellenwert Formen aufführungsbezogener Theaterarbeit an den deutschen Abteilungen in den USA und Kanada hatten. Ihre Darstellung unter dem Titel German Theater at Northern American Colleges and Universities 1992 – 2006: A Survey vermittelt interessante Einblicke, beispielsweise was favorisierte deutsche Stücke angeht. Auf dem Boden der Rückmeldungen seitens der befragten Institutionen stellt sie eine insgesamt zunehmende Wertschätzung ästhetisch-produktorientierter Arbeit fest. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang das von der Autorin ins Leben gerufene neue professionelle Netzwerk „Arbeitsgruppe Deutsches Theater in Nordamerika“ (ADTA), auf das sie im Artikel verweist.
Nathalie Fratini (Sekundarschule Lycée du Nord, Wiltz, Luxemburg) legt unter dem Titel Dramapädagogik im (Fremd)Sprachenunterricht: Eine wertvolle Unterstützung im Deutschunterricht in Luxemburg – nicht nur für romanophone Sprachlerner einen Länderbericht vor, in dem sie diverse Herausforderungen beschreibt, die aus der Triglossie Luxemburgs erwachsen. Sie skizziert, wie die Dramapädagogik in der Sprach-, Grammatik- und Literaturvermittlung an luxemburgischen Schulen und Hochschulen künftig eine innovative Rolle spielen könnte.
Diesen drei überblicksartigen Darstellungen folgen zwei detaillierte Projektbeschreibungen.
Kristin Wardetzkys und Christiane Weigels (Universität der Künste, Berlin) Beitrag Sprachlos? Erzählen im interkulturellen Kontext: Ein Projekt zur Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund ist im Bereich Deutsch als Zweitsprache angesiedelt. Sie beschreiben ihr mit einem Sonderpreis ausgezeichnetes künstlerisch-pädagogisches Projekt im Rahmen der Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund. Darin wurden Formen des Erzähltheaters eingesetzt, um die sprachliche und persönliche Entwicklung von Grundschulkindern zu fördern. Ihre detaillierte Darstellung dürfte von besonderem Interesse für Kolleginnen und Kollegen sein, die eine künstlerische Akzentsetzung im Sprachunterricht und die damit einher gehende explizite Fokussierung auf „eine poetische, vom Alltagsidiom unterschiedene Sprache“ begrüßen.
Jenny Passon (Alfred-Delp-Realschule Ubstadt-Weiher, Baden-Württemberg) bricht in ihrem Beitrag Romeo & Juliet an der Realschule – Eine Projektdokumentation eine Lanze für die Verwendung von Shakespeare-Texten bereits in Sekundarstufe I und vermittelt in ihrer Projekt-Beschreibung beispielhaft, welche kreativen Lernprozesse bei der Inszenierung von Romeo und Julia gefördert werden. In diesem Kontext sei auch auf Frank McCourts Text in dieser Ausgabe verwiesen und auf Artikel zum Thema Shakespeare in Ausgabe 1, 2007.
Diese Ausgabe wird abgerundet durch Gerd Kochs Vorstellung der Zeitschrift für Theaterpädagogik – Korrespondenzen, mit der SCENARIO eng kooperiert und zwei Rezensionen. Gert Hofmann bespricht Ingrid Hentschels (2007) Monographie Dionysos darf nicht sterben. Theater in der Gegenwart und Joachim Beug rezensiert Steven Ritz-Barrs (2007) Verfilmung von Goethes Faust als Puppentheaterstück.
Susanne Even / Manfred Schewe
1. Dezember 2008