Liebe Scenario-Leserinnen und Leser,
diese fünfte Ausgabe beginnt wieder mit unserer Rubrik Texte ums Theater (TuT), in der wir einen Auszug aus Gottfried Kellers (1819-1890) autobiographischem Roman Der Grüne Heinrich vorstellen. Er enthält die Überlegung, dass für bestimmte Menschen – bzw. Lernertypen – eine Annäherung an klassische Literatur besonders effektiv über das praktische Tun erfolgen kann und Erfahrungen, die in szenischer Gestaltungsarbeit gemacht werden, sich nachhaltig auf die Persönlichkeitsbildung auswirken.
Im Anschluss daran beschreiben Bärbel Jogschies (Theater Heilbronn) und Doris Krohn (Universität Hamburg) in ihrem Beitrag Heaven, wie ausländische Studierende der Universität Hamburg einen theaterpädagogischen Workshop am Maxim Gorki Theater Berlin erlebten. Praktische Übungen werden vorgestellt, mit denen die Studierenden in Fritz Katers zeitgenössisches Theaterstück Heaven eingeführt wurden und damit auch in die über etliche Jahrhunderte vielfältig variierte Legende von Tristan und Isolde, auf der dieses Stück basiert.
In dieser Ausgabe erscheint unter dem Titel Testing the Waters: Drama in the Japanese University EFL Classroom erstmalig ein Beitrag aus fernöstlicher Perspektive. Darin stellt Eucharia Donnery (Kwansei Gakuin University, Japan) den Aspekt Kulturspezifik ins Zentrum, indem sie erkundet, inwieweit dramapädagogische Arbeitsweisen an einer japanischen Universität sinnvoll in das English as a Foreign Language-Curriculum integriert werden können.
Katja Frimberger (Colegio Humboldt, Caracas, Venezuela) setzt sich in ihrem Beitrag Towards a Pedagogy of Strangeness: Exploring the Potential of Strangeness for Foreign Language Education mit der Frage auseinander, inwieweit theatertheoretische und –praktische Konzepte, insbesondere auch Brechtsche Arbeitsweisen, auf die Praxis des fremdsprachlichen Unterrichts übertragen werden können, um sinnvoll auf den Umgang mit Fremdkultur vorzubereiten und entsprechende Handlungskompetenzen auszubilden.
Daniel Feldhendlers (Johann Wolfgang von Goethe Universität, Frankfurt) Beitrag Das Leben in Szene setzen ist auf das von ihm entwickelte Konzept der ‚Relationellen Dramaturgie’ gerichtet, in dem praktische Ansätze des Playback Theaters eine zentrale Rolle spielen. Sie werden hiermit – in Ergänzung zu Feldhendlers allgemein-theoretischen Überlegungen in Ausgabe 2/2007 – detaillierter dargestellt.
Abgerundet wird diese Ausgabe durch Sean Aitas (Art Insitute at Bornemouth, U.K.) Beitrag The Theatre in Language Learning (TILL) Model. Im Zentrum steht der Aspekt der Förderung von Sprachlernmotivation durch Theatre in Education-Projekte – am Beispiel der Erfahrungen des Vienna English Theatre, einer Theatre in Education-Gruppe, die bereits seit 1966 mit dem österreichischen Ministerium für Kunst und Kultur im Rahmen des Programms Englisches Theater geht in die Schulen kooperiert.
In Ergänzung zu den genannten Beiträgen rezensiert Birgit Oelschläger eine Veröffentlichung von Klaus Hoffmann/Rainer Klose (Hrsg.) (2008): Theater interkulturell: Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen, Berlin/Milow/Strasburg: Schibri Verlag, und Manfred Schewe rezensiert Benedikt Kessler (2008): Interkulturelle Dramapädagogik. Dramatische Arbeit als Vehikel des interkulturellen Lernens im Fremdsprachenunterricht. Frankfurt am Main, Peter Lang.
Wir möchten an dieser Stelle noch auf einen Konferenz-Schwerpunkt hinweisen, der für SCENARIO-Leserinnen und Leser von besonderem Interesse ist: Arbeitsgruppe 9 „Dramapädagogik im Fremdsprachenunterricht“ im Rahmen des 23. Kongresses für Fremdsprachendidaktik der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung, 30. September bis 03. Oktober 2009 an der Universität Leipzig.
Bedanken möchten wir uns bei Monika Schlenger (Goethe-Insitut Dublin) für die hilfreiche Unterstützung bei der Besorgung der englischen Übersetzung des in der Rubrik Texte ums Theater abgedruckten Auszuges aus Gottfried Kellers Der Grüne Heinrich. Ständiger Dank gilt unserem unermüdlichen technischen Team, Peter Flynn und Maria Sinnecker.
Und zu guter Letzt bitten wir um Geduld, wenn sich aufgrund technischer Tücken einige Artikel noch nicht reibungslos im druckerfreundlichen pdf-Format herunterladen lassen und wünschen allen Leserinnen und Lesern einen erholsamen Sommer 2009,
Die Herausgeber
Susanne Even / Manfred Schewe
1 August, 2009