Vorwort

Jahrgang III, Ausgabe 2, 2009, doi:10.33178/scenario.3.2.0
© 2009, The Author(s). This work is licensed under a Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International License.

Liebe SCENARIO-Leserinnen und -Leser,

zu Beginn dieser sechsten Ausgabe stellen wir in der Rubrik Texte ums Theater einen Auszug aus Astrid Lindgrens Geschichte Pippi geht auf den Jahrmarkt vor. Manch Leser/in wird über Pippi Langstrumpfs naives Verhältnis zum Theater schmunzeln, vielleicht aber auch dazu angeregt, über das kindliche Erleben von Theater weiter nachzudenken.

Uta Schorlemmer (Occidental College, Los Angeles, USA) möchte mit ihrem Beitrag Theaterarbeit an der Sprache: Archäologie der Subtexte im Fremdsprachenunterricht die enge Wechselbeziehung zwischen der Kunstform Theater und der Dramapädagogik verdeutlichen. Im Rückgriff auf die Theaterkonzepte von Stanislavski, Meyerhold und Brecht begründet sie, warum eine Arbeit an Subtexten im Fremdsprachenunterricht gewinnbringend sein kann. Anhand von konkreten Beispielen zeigt sie, wie das kreative Ergründen und Hinzufügen von Hintergrundinformationen zu einer Situation bzw. Figur zur Konstruktion von Lernscenarios führen kann, welche im Brechtschen Sinne das ‚lustvolle Lernen‘ fördern.

Barbara Sinisi (Università di Cassino, Università du Siena-Arezzo, Italien) berichtet in ihrem Beitrag Drama im DaF-Unterricht zur Förderung der Sprechfertigkeit: Ein Theaterprojekt anhand von Sketchen Karl Valentins über ihre Erfahrungen im Fremdsprachenunterricht an einem italienischen Gymnasium. Nach einem theoretischen Vorspann, in dem sie vor allem aus linguistischer Perspektive das Problem der mündlichen Kommunikation im Fremdsprachenunterricht thematisiert und auch Aspekte der Lernermotivation und –autonomie beleuchtet, beschreibt sie ein konkretes Theaterprojekt. Durch die Inszenierung von ausgewählten Karl Valentin-Texten, die sich durch eine hohe „ ‚Authentizitätsnähe‘ der Gesprächshandlungen“ auszeichnen, sollten Lerner für linguistische und paralinguistische Aspekte der fremden Sprache Deutsch und damit auch für Faktoren, die für das Gelingen interkultureller Kommunikation wichtig sind, sensibilisiert werden.

Das Autorenteam Amanda Wager, George Belliveau, Jaime Beck und Graham W. Lea (University of British Columbia, Vancouver, Kanada) stellt im Beitrag Exploring ‚Drama as an Additional Language‘ through Research-based Theatre die Ergebnisse eines Forschungsprojekts vor, in dem untersucht werden sollte, inwiefern durch den extracurricularen Einsatz von Dramapädagogik in einer multikulturellen und mehrsprachigen Zielgruppe, nebst der Förderung von Sprach- und Kulturverstehen, speziell gemeinschaftsfördernde Erfahrungen ermöglicht werden konnten. Als besonders innovativ erscheint der Versuch des Autorenteams, eine alternative, szenische Form der Vorstellung von Forschungsergebnissen zu erproben.

Christian Schmitt-Kilbs (Goethe-Universität Frankfurt/Main) Beitrag The End(s) of Language in Brian Friel’s Translations and Enda Walsh’s Disco Pigs and misterman basiert auf seinen Lehrerfahrungen mit Texten bekannter zeitgenössischer irischer Dramatiker im Rahmen eines Anglistik-Seminars. Am Beispiel der ausgewählten Dramen, die sich hervorragend für eine Einführung in die Geschichte und Gegenwart Irlands eignen, veranschaulicht er, wie in diesen Texten die Sprache selbst eine zentrale Rolle spielt; etwa als Mittel kolonialer Unterdrückung bzw. des Widerstands dagegen oder auch als Seismograph für Veränderungen innerhalb des sozialen Gefüges der irischen Gesellschaft, einschließlich Veränderungen im Verhältnis zur Sprache als Ausdrucksform kultureller Identität.

Diese Ausgabe wird abgerundet durch zwei Buchbesprechungen. Bettina Matthias rezensiert Thomas Müller (2008): Dramapädagogik und Deutsch als Fremdsprache: Eine Bestandsaufnahme, Kelly C. Kingsbury rezensiert den Sammelband Nicoletta Marini-Maio und Colleen Ryan-Scheutz (2008): Set the Stage! Teaching Italian through Theater.

Abschließend weisen wir darauf hin, dass die nächste Ausgabe von SCENARIO von den Gastherausgeberinnen Almut Küppers (Johann Wolfgang von Goethe Universität, Frankfurt) und Carola Surkamp (Universität Göttingen) betreut wird.

Wir wünschen allen Scenario-Leserinnen und Lesern ein kreatives Neues Jahr 2010.

Die Herausgeber

Manfred Schewe / Susanne Even

Dezember 2009

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