Liebe Leserinnen und Leser,
wie angekündigt möchten wir Ihnen heute eine Auswahl an Beiträgen vorstellen, die dem Thema „Theatermethoden und Fremdsprachenforschung“ gewidmet sind. Grundlage für die Schwerpunktsetzung dieser SCENARIO-Ausgabe ist die Arbeit in der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft, die im Rahmen der 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung (DGFF) zusammenkam. Der DGFF-Kongress fand vom 28.September bis zum 1.Oktober 2011 in Hamburg unter dem Motto „Globalisierung, Migration, Fremdsprachenunterricht“ statt und war erneut Treffpunkt für Vertreter unterschiedlicher Fachdidaktiken, der Erziehungswissenschaften und Zweitspracherwerbsforschung aus dem In- und Ausland. Das Thema „Theatermethoden und Fremdsprachenforschung“ brachte eine große Gruppe an Menschen aus unterschiedlichen Arbeitskontexten – Schule, Hochschule, Jugend- und Sozialarbeit – sowie der Theaterpädagogik und Fremdsprachendidaktik zusammen. An zwei Nachmittagen wurde über die Kernfrage der Wirksamkeit von Theatermethoden im Fremdsprachenbereich und die Möglichkeiten und Grenzen deren wissenschaftlicher Erforschung diskutiert. Die vier Impulsreferate dieser AG wurden für die vorliegende Ausgabe zu eigenständigen Beiträgen ausgearbeitet. Zuvor stellen Almut Küppers (Universität Frankfurt) und Maik Walter (Textbewegung Berlin) in ihrem Beitrag „Theatermethoden auf dem Prüfstand der Forschung“ einleitend den Verlauf und die wesentlichen Ergebnisse der Arbeit in der AG dar.
Gerd Koch (Alice-Salomon-Hochschule Berlin) diskutiert in seinem Forschungsessay die Grundsatzfrage der Theaterpädagogik, ob Theater nämlich als Kunst überhaupt verzweckt werden dürfe.
Die Beiträge von Doreen Bryant (Universität Tübingen) über das Sprachförderkonzept des Tübinger DaZ-Theatercamps und von Wolfgang Sting (Universität Hamburg) über das Konzept des Hamburger TheaterSprachCamps geben Einblicke in die Konzeption dieser engagierten und erfolgreichen Projekte in der Arbeit mit Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland. Während Doreen Bryant stärker auf die linguistischen Grundlagen eingeht, fokussiert Wolfgang Sting den Aspekt eines „anderen Sprechens“.
Stefanie Gieberts (Hochschule Reutlingen) Aktionsforschungsprojekt ist in der Erwachsenenbildung angesiedelt. In der Vermittlung von Business English setzte sie die von ihr adaptierte Fassung eines Shakespeare-Stückes an einer Fachhochschule ein.
Zwei weitere Beiträge ergänzen die Tagungsdokumentation, in denen die Forschungsmethoden differenzierter betrachtet werden:
Julia Kinze (LISUM Hamburg) stellt die Evaluationsinstrumente des Hamburger SprachTheaterCamps vor und diskutiert exemplarisch die Ergebnisse der im Jahr 2010 durchgeführten Erhebungen.
Romi Domkowsky (Evangelische Hochschule Berlin) und Maik Walter (Textbewegung Berlin) berichten von einer Longitudinaluntersuchung im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung jugendlicher Schüler in Berliner Schulen. Im Beitrag wird der Frage nach der Übertragbarkeit der Forschungsmethoden sowie der Ergebnisse dieser Wirkungsstudie auf den Fremdsprachenkontext nachgegangen.
Wir haben versucht für diese Ausgabe, möglichst materialreiche Beiträge zusammenzutragen. Konkret bedeutet dies, dass auch eine Stückfassung (vgl. den Anhang von Stefanie Giebert), Forschungsinstrumente wie Fragebögen etc. zur Verfügung gestellt, bzw. transparent gemacht wurden. Das war nicht in allen Fällen möglich. Für die am Ende an dieser oder anderer Stelle veröffentlichten Anhänge dieser Art möchten wir uns bei den UrheberInnen ganz herzlich bedanken und hoffen, dass wir damit auch einen kleinen Beitrag zur Qualitätssicherung in unserem Fach leisten können.
Die Auseinandersetzung mit drei aktuellen Publikationen sowie ein Interview stehen am Ende dieser Ausgabe: Almut Küppers bespricht die englischdidaktische Dissertation von Anja Jäger „Kultur szenisch erfahren“. Auch hier wurde ein umfangreiches Aktionsforschungsprojekt durchgeführt und dokumentiert. Die von Mike Flemming verfasste Einführung in die Ästhetik, Theorie und Pädagogik „The Arts in Education“ wird von Micha Fleiner (Pädagogische Hochschule Freiburg) rezensiert. Maik Walter schlägt mit den Anmerkungen zu Maike Plaths Methodenkartei für das Darstellende Spiel den Bogen zur konkreten Unterrichtspraxis. Das Interview mit dem Regisseur Peadar Donohue (Cyclone Repertory Company, Cork) kreist um das Thema Is Shakespeare a Foreign Language?
Wir danken allen BeiträgerInnen für ihre konstruktive Mitarbeit sowie Susanne Even und Manfred Schewe für die Möglichkeit über die Arbeit in Hamburg in dieser SCENARIO-Ausgabe berichten zu können. Da die Diskussionen und Impulsvorträge im Workshop durchgängig auf Deutsch gehalten wurden, sind alle Beiträge, bis auf eine Rezension und das Interview, ebenfalls auf Deutsch verfasst. Nun wünschen wir allen LeserInnen eine spannende Lektüre und viele Anregungen, vielleicht sogar für ein eigenes kleines Forschungsprojekt.
Ihre GastherausgeberInnen
Almut Küppers & Maik Walter
Istanbul und Berlin im Juli 2012