Vorwort

Jahrgang VII, Ausgabe 1, 2013, doi:10.33178/scenario.7.1.0
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Zu Anfang dieser 13. SCENARIO-Ausgabe stellen wir in der Spalte Texte ums Theater einen Auszug aus Jens-Ulrich Davids Theaterroman Frankensteins Erben vor, der eindrucksvoll die Atmosphäre kurz vor einem Bühnenauftritt vermittelt, wenn die aufgeregten Schauspieler bang und gleichzeitig vorfreudig durch einen Spalt im Vorhang verfolgen, wie sich der Saal langsam füllt. In diesem Fall handelt es sich bei den Schauspielenden um Anglistik-Studierende an der Universität Oldenburg. Gemeinsam mit dem regieführenden Dozenten gehen sie durch viele Höhen und bewältigen Tiefen, sowohl in den Proben als auch bei der öffentlichen Aufführung des selbst erarbeiteten Theaterstücks. Wer an weiteren Details Interesse hat, sei auf Stefanie Beckmanns Rezension des Romans in dieser Ausgabe verwiesen.

In seinem Überblicksartikel Taking Stock and Looking Ahead: Drama Pedagogy as a Gateway to a Performative Teaching and Learning Culture unternimmt Manfred Schewe (University College Cork) einen Exkurs in die Fachgeschichte. Zunächst wird auf die Verquickung von dramatischer Kunst mit dem Leben, Lehren und Lernen in früheren Jahrhunderten aufmerksam gemacht. Danach wird beleuchtet, wie sich als Drama als Fach, Methode und erziehungswissenschaftliche Teildisziplin entwickelte und seit den 1970er Jahren speziell der Bereich ‘Dramapädagogik im Fremdsprachenunterricht’ entstanden ist. Der Artikel schließt mit Überlegungen zum Konzept einer weiter zu entwickelnden ‘performativen Fremdsprachendidaktik’.

Karel Zdarek (Karls-Universität Prag) stellt in seinem Artikel Radio Role-Play: The Use of a Simulated Radio Studio in EFL eine performative Kleinform vor, die – auch von Lehrpersonen mit relativ wenig Erfahrung im Bereich Dramapädagogik – im Rahmen einer Unterrichtsstunde bzw. kurzen Unterrichtseinheit eingesetzt werden kann. Wie sich diese effektiv einsetzen lässt, wird im Detail anhand von konkreten Beispielen aus dem Englisch als Fremdsprache-Unterricht an einer tschechischen Sekundarschule veranschaulicht. Erste Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass – nebst weiteren im Artikel genannten positiven Wirkungen – mit der Simulation einer Radiostation im Klassenraum eine Rahmung geschieht, die den Sprachlernenden Schutz bietet und bewirkt, dass sie sich bereitwillig und engagiert beteiligen.

Theresa Birnbaum (Instituto de Eseñanza Superior en Lenguas Vivas‚ Juan Ramón Fernández, Buenos Aires) stellt unter dem Titel Die Rolle von kooperativem Lernen und Dramapädagogik in Bezug auf das fremdsprachliche Handeln: Aktionsforschung zum DaF-Theaterprojekt ‘Entre Bastidores mit den Physikern’ an der Universidad de Salamanca eine Aktionsforschung, in der es um die Frage geht, inwieweit die Verbindung von kooperativem Lernen in Theaterprojekten mit der Methode der Dramapädagogik Wege zum fremdsprachlichen Handeln eröffnen kann. Das Ergebnis der ethnografischen Fallstudie bildet ein Thesenkatalog mit 17 Hypothesen zum kooperativen und dramapädagogischen Lernen im Rahmen des an der Universität Salamanca durchgeführten Theaterprojekts.

Wir freuen uns, dass wir in dieser Ausgabe SCENARIO-Leser/innen wieder einen Beitrag in der Rubrik Praxisfenster anbieten können. Michaela Sambanis (Freie Universität Berlin) hat gemeinsam mit Studierenden im Fach Anglistik unter dem Titel Drama to go! eine Auswahl von performativen Aktivitäten zusammen gestellt. Ganz im Sinne des Titels geht es vor allem darum, Lehrpersonen im Bereich Fremdsprachen praktische Hinweise für die Unterrichtsgestaltung zu liefern. Weiterhin konnte ein Interview mit Antú Romero Nunes, Hausregisseur am Gorki Theater Berlin, arrangiert werden, das in der Rubrik Interview als Podcast herunter geladen werden kann.

Nils Bernstein und Charlotte Lerchner berichten über einen Kongress an der Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) in Mexiko-Stadt (11. bis 13. März 2013) zum Thema Ästhetisches Lernen im DaF-Unterricht: Musik – Kunst – Film – Theater – Literatur.

Die Ausgabe wird mit vier Rezensionen abgerundet:

[ListParagraph] Stefanie Beckmann bespricht Jens Ulrich Davids (2012) Theaterroman Frankensteins Erben. Fischerhude: Atelier im Bauernhaus;

[ListParagraph] Gerlinde Kempendorff rezensiert Anke Stöver-Blahaks (2012): Sprechen und Vortragen lernen im Fremdsprachenunterricht. Interpretativ, kreativ und ganzheitlich mit Gedichten. Frankfurt a.M.: Peter Lang;

[ListParagraph] Maik Walter liefert eine Besprechung von Ludger Hoffmanns (2013): Deutsche Grammatik. Grundlagen für Lehrerausbildung, Schule, Deutsch als Zweitsprache und Deutsch als Fremdsprache. Berlin: Schmidt und

[ListParagraph] Stefanie Johns rezensiert Jessica Nowocziens (2012) Dramenarbeit im Englischunterricht der Sekundarstufe I im Hinblick auf Gendersensibilisierung und interkulturelle Kommunikation. Frankfurt a. M.: Peter Lang.

Wir wünschen allen Leser/innen einen angenehmen Sommer und möchten nochmals an den 8. Drama and Education IDEA Weltkongress in Paris (8-13 Juli, 2013) erinnern, auf dem zum ersten Mal eine Sektion dem Bereich der Fremdsprachenvermittlung gewidmet ist. Bereits vorankündigen möchten wir, dass eine “Internationale Konferenz Performatives Lehren und Lernen” in Vorbereitung ist (Universität Cork, Mai 2014); weitere Details dazu spätestens in der nächsten Ausgabe.

Cork/Bloomington, Juni 2013

Das Herausgabe-Team

Manfred Schewe / Susanne Even

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