Theater im „Steppenwolf“

Autor/innen

  • Uschi Linehan

DOI:

https://doi.org/10.33178/scenario.11.1.11

Abstract

Wieder befand ich mich im runden Korridor, angeregt von dem Jagdabenteuer. Und überall, an allen unzähligen Türen, lockten die Inschriften: Endlos lief die Reihe der Inschriften. Eine hieß: Das schien mir beachtenswert, und ich trat in diese Tür. Es empfing mich ein dämmriger, stiller Raum, darin saß, ohne Stuhl nach morgenländischer Art, ein Mann auf dem Boden, der hatte vor sich etwas wie ein großes Schachbrett stehen. Im ersten Augenblick schien es mir Freund Pablo zu sein, wenigstens trug der Mann eine ähnliche buntseidene Jacke und hatte dieselben dunkel strahlenden Augen. „Sind Sie Pablo?“ fragte ich. „Ich bin niemand“, erklärte er freundlich. „Wir tragen hier keine Namen, wir sind hier keine Personen. Ich bin ein Schachspieler. Wünschen Sie Unterricht über den Aufbau der Persönlichkeit?“ „Ja, bitte.“ „Dann stellen Sie mir freundlichst ein paar Dutzend Ihrer Figuren zur Verfügung.“ „Meiner Figuren ...?“ „Der Figuren, in welche Sie Ihre sogenannte Persönlichkeit haben zerfallen sehen. Ohne Figuren kann ich ja nicht spielen.“ Er hielt mir einen Spiegel vor, wieder sah ich darin die Einheit meiner Person in viele Ichs zerfallen, ihre Zahl schien noch gewachsen zu sein. Die Figuren waren aber jetzt sehr klein, so groß etwa wie handliche Schachfiguren, und der Spieler ...

Literaturhinweise

Hesse, Hermann (2001): Steppenwolf. Translated from the German by Basil Creighton. Revised by Walter Sorell. London: Penguin Classics, 221-225

Veröffentlicht

2017-01-01

Ausgabe

Rubrik

Texte ums Theater