Robert Walser

Autor/innen

  • Almut Küppers
  • Carola Surkamp

DOI:

https://doi.org/10.33178/scenario.4.1.1

Abstract

Ein Käfig im Berliner Zoo wird zur Bühne, der sich darin hin und her bewegende Löwe zu einem außergewöhnlich eindrucksvollen Akteur. Robert Walser, der diesen Text vor hundert Jahren schrieb, ist fasziniert vom Spiel des Tieres mit dem Publikum, insbesondere von seiner mächtigen Präsenz. Der Text lässt sich über das folgende Zitat aus Erika Fischer-Lichtes ‘Ästhetik des Performativen’ auf den Schwerpunkt dieser Ausgabe beziehen: „Präsenz ist keine expressive, sondern eine rein performative Qualität. Sie wird durch spezifische Prozesse der Verkörperung erzeugt, mit denen der Darsteller seinen phänomenalen Leib als einen raumbeherrschenden und die Aufmerksamkeit des Zuschauers erzwingenden hervorbringt.“ Sehr interessant ist der abessynische Löwe im Zoologischen Garten. Er spielt Tragödie, und zwar auf die Weise, daß er zugleich schmachtet und rund wird. Er verzweifelt (namenlose Verzweiflung) und hält sich zugleich hübsch fett. Er gedeiht und quält sich zugleich langsam zu Tode. Und dies vor den Augen eines zuschauenden Publikums. Ich selbst habe vor seinem Käfig sehr lange gestanden, habe meine Augen gar nicht abwenden können vom Königsdrama. Hier übrigens eine Nebenbemerkung: ich möchte meinen Beruf wechseln, wenn das rasch und leicht ginge. Ich würde mich am eingesperrten Löwen satt malen können. Hat der verehrte literarische Leser schon so recht aufmerksam ...

Veröffentlicht

2010-01-01

Ausgabe

Rubrik

Texte ums Theater

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